Anders als sonst, anders als gedacht. Aber Ostern findet statt.
Der Altar im Evangelischen Gemeindezentrum Bodelschwingh
Dass Ostern anders sein kann, war schon immer so. Die ersten Ostermenschen feierten mit Furcht und Zittern. Die Frauen auf dem Heimweg vom leeren Grab sagten niemandem etwas. Die Jünger hatten sich ängstlich eingeschlossen.
Aber Ostern findet statt, auch ohne, dass Jünger erst einmal etwas dazu getan hätten. Denn Ostern kommt von außen. Die Jünger hatten die Türen noch verschlossen, da war Jesus längst lebendig, und Ostern fand statt. Von außen kommt Jesus zu den Seinen hinein und sagt ihnen die erlösenden Worte: „Friede sei mit euch!“
Ostern ist das Fest gegen die Angst. Darum ist es auch besonders schmerzlich, dass unsere Ostergemeinschaften in diesem Jahr so anders aussehen. Aber auch wenn wir uns nicht in unseren Kirchen und Gemeindehäusern versammeln durften, siegt das Leben gegen unsere Angst. Denn von allen Seiten umgibt Gott uns (und kein Virus). Der Tod behält auch in diesem Jahr nicht das letzte Wort. Aus der Erinnerung an das erste Osterfest erwächst für uns die Verheißung, dass Gott auch heute und in Zukunft neues Leben schenken wird. Unendlich wertvoll ist ihm jeder Mensch, keinen von uns lässt er los, niemanden gibt er verloren. Denn Ostern findet ja statt.
Dies bezeugen Bibel und Kirche seit beinahe 2000 Jahren. Dies bezeugen auch heute Menschen, die jetzt hilfreich am Werk sind, die für andere da sind, die ihre Zeit und ihre Arbeit, ihr Geld und ihre Fantasie, ihre Kraft und ihre Liebe für andere aufbringen. Dies bezeugen alle, die den Mut nicht sinken lassen und die ihre Herzen nicht verschließen aus Furcht. Dies bezeugen alle, die auch jetzt Wege finden zum Zuhören, zum Nahe sein, zum Gratulieren, zum Mitfühlen und Erinnern. Dies bezeugen alle, die ihre Hände falten. Ihnen gilt unser Dank!
Sie alle werden so zu Protestleuten gegen den Tod, wie Christoph Blumhardt das einmal formuliert hat. Sie alle sagen nein zum Tod in seinen verschiedenen Gestalten. Sie alle geben Gott recht, der als erster nein gesagt hat zum Tod. Sie alle zeigen, dass die Osterhoffnung kein leeres Gerede ist.
Mehr denn je sind jetzt Ostermenschen gefragt. Wir können es sein. Denn Ostern findet statt. Es hat grade erst begonnen.
Im Namen des Presbyteriums wünsche ich uns allen gesegnete Ostern.
Tillmann Böhme
Tageslosung