Oktober/November 2020
Sankt Martin und Martin Luther haben mehr gemeinsam als nur ihren Namen.
Der erste Martin, auch bekannt als Martin von Tours wurde um das Jahr 316 in Savaria im heutigen Ungarn geboren. Er war Sohn eines römischen Offiziers, der von ihm erwartete, dass er ebenfalls eine militärische Laufbahn einschlug. Stationiert war er unter anderem in Gallien und Germanien. Vor einer Schlacht gegen anrückende Germanen in der Nähe der Civitas Vangionum, des heutigen Worms, verweigerte Martin den Gehorsam gegenüber dem Römischen Kaiser Julian und begründete dies mit seinem christlichen Glauben.
Im Jahr 351 wurde er von Bischof Hilarius von Poitiers, am 4. Juli 372 wurde er zum Bischof von Tours geweiht. Am 8. November 397 starb Martin im Alter von 81 Jahren. Er wurde am 11. November in Tours unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Daher ist der 11. November der Gedenktag des Heiligen Martin.
1086 Jahre später und 900 Kilometer weiter östlich, wurde am 11. November 1483 in Eisleben der erste Sohn des Hüttenmeisters Hans Luder und seiner Frau Margarete getauft. Wie damals üblich erhielt das Kind den Namen des Tagesheiligen. Der Junge hieß also Martin. Später änderte er seinen Namen in Martin Luther.
Auch Martin Luther geriet in Konflikt mit den Herrschenden des Heiligen Römischen Reiches. Auch er begründete dies mit seinem Glauben, der sich einzig auf die Bibel gründete. Sein Gewissen ließ es nicht zu, seine Erkenntnisse von der bedingungslosen Liebe Gottes zu widerrufen. Auch Luthers Konflikt spitzte sich in Worms zu. Am 17. April 1521 stand er vor Kaiser Karl V. und dem Reichstag zu Worms. Er wurde zum Widerruf seiner 95 Thesen aufgefordert, die er 1517 veröffentlicht hatte. Nach einem Tag Bedenkzeit lehnte er ab. Er wusste, dass dies seinen Tod bedeuten konnte. Luther schloss seine Ausführungen gegenüber dem Kaiser, den Fürsten und den Bischöfen mit den Worten: „Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“ Die folgenden Monate verbrachte Luther versteckt auf der Wartburg, wo er unter anderem das Neue Testament in nur elf Wochen ins Deutsche übersetzte.
(Tillmann Böhme)
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